7 Tipps zum Erreichen von Ataraxie (Unerschütterlichkeit)

Durch Ausbildung von Ataraxie kannst du jegliche Situation in deinem Leben besser meistern. Zuerst schauen wir uns die Bedeutung von Ataraxie in verschiedenen Philosophien an und dann erhältst du 7 Tipps zum Erreichen von Unerschütterlichkeit für dein Leben.

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„Du hast Macht über deinen Geist – nicht über äußere Ereignisse. Erkenne dies, und du wirst Stärke finden.“

Mark Aurel

Sei es im Beruf, im Freundeskreis oder in einem Verein, wir alle kennen wahrscheinlich eine Person, die sich fast überhaupt nicht von äußeren Ereignissen und Rückschlägen beeinflussen lässt und unerschütterlich wirkt. Sei es bei einem abgesagten Projekt oder bei einer Niederlage im Sport, diese Personen haben zu jeder Zeit einen positiven Ausblick auf die Zukunft. Diese Unerschütterlichkeit wird im griechischen Ataraxie genannt.

Damit wir verstehen können, wie wir Ataraxie in unser Leben einbringen können, müssen wir uns zuerst noch ein wenig mit ihrer Definition und Bedeutung auseinandersetzen.

Ataraxie Definition

Unter Ataraxie, auch Ataraxia oder Ataraxis genannt, wird ein Ideal der unerschütterlichen Seelenruhe bezeichnet. Insbesondere bei den Skeptikern und den Epikureern, aber auch bei den Stoikern stellt sie einen wichtigen Bestandteil der Philosophie dar.1https://de.wikipedia.org/wiki/Ataraxie

Dieser innere Frieden und unerschütterliche Ruhe gilt als Grundvoraussetzung für die „Glückseligkeit“ in der alten griechischen Philosophie, auch Eudaimonie oder Eudaimonia genannt.2https://de.wikipedia.org/wiki/Eudaimonie

Ataraxia Bedeutung

Die Ataraxie bezeichnet die Fähigkeit, auch im Angesicht großer Gefahren ruhig zu bleiben. Es existiert eine Geschichte aus dem alten Griechenland, welche die Bedeutung von Unerschütterlichkeit nochmals hervorhebt.

Pyrrhon von Elis

Als der Philosoph Pyrrhon von Elis einst auf einem Schiff mitsamt Besatzung segelte, traf sie ein starker Sturm. Während die gesamte Besatzung des Schiffes wegen der hohen Wellen um ihr Leben fürchtete, deutete Pyrrhon mit einer beeindruckenden Gelassenheit auf ein Schwein, das sich ebenfalls auf dem Schiff befand. Die Besatzung sah, wie das Schwein trotz des Sturmes unbeeindruckt und in aller Ruhe sein Fressen verspeiste. Das Schwein war der gleichen Gefahr wie die Besatzung ausgesetzt, und wies trotzdem eine außergewöhnliche Unerschütterlichkeit bzw. Ataraxie auf.

Ataraxie im Militär

Besonders im Militär war Ataraxia eine wichtige Eigenschaft. Im frühen Griechenland formten die militärischen Truppen in Kämpfen häufig bestimmte Formationen, die auf perfekter Zusammenarbeit basierten. Oft befanden sich an der Front dieser Formationen Kämpfer mit Speeren, die sogenannte Phalanx. Insbesondere für diese Kämpfer galt Unerschütterlichkeit als wichtige Eigenschaft, damit sie nicht vor einem feindlichen Pfeilhagel oder der feindlichen Kavallerie ihre Position verlassen.

Die Ataraxie nimmt speziell in 2 griechischen Philosophien eine Hauptrolle und in einer Philosophie eine wichtige Nebenrolle ein. Dabei verfolgt jede dieser Philosophien einen unterschiedlichen Ansatz zur Erreichung von Unerschütterlichkeit.

Ataraxie bei den Skeptikern

Die Skeptiker bzw. der Skeptizismus und besonders die pyrrhonischen Skeptiker sehen die Ataraxie als einen natürlichen Grundzustand des Geistes. Unsere Voreingenommenheit und Urteile über bestimmte Dinge stören diesen natürlichen Grundzustand.

Indem wir also Unvoreingenommenheit in unseren Alltag integrieren, können wir laut den Skeptikern unerschütterlich werden. Wenn wir unsere Ignoranz anerkennen und möglichst neutral bleiben, können wir Ataraxia erlangen und so auch langfristig Eudaimonie finden. Pyrrhon und die Skeptiker glaubten also, dass Loslösung der Weg zu Unerschütterlichkeit wäre.

Ataraxie bei den Epikureern

Als Epikureer werden die Anhänger der Lehren Epikurs bezeichnet. Sie werden auch oft als „Genussmenschen“ verstanden.

Während der Genuss und das Vergnügen zwar das höchste Ziel der Epikureer ist, ging es bei ihnen nicht darum, sich blind jedem Verlangen hinzugeben. Im Gegenteil, die Epikureer verstanden unter Genuss, das eigene Verlangen zu zügeln, zu kontrollieren und ein simpleres Leben zu führen (ähnlich zum Minimalismus). Ziel war es, das Vergnügen insbesondere in den kleinen Dingen und den Grundbedürfnissen zu finden.

Das Verlangen gliedert sich nach den Epikureern in zwei Arten auf: das kinetische Verlangen (Kinetik) und das katastematische Verlangen (Katastematik). Das kinetische Verlangen entsteht durch die aktive Befriedigung eines Bedürfnisses. Darunter kannst du dir beispielsweise gutes Essen, wenn du hungrig bist, vorstellen.

Das katastematische Verlangen kommt dagegen eher von einer Abwesenheit von Schmerzen oder Aufgebrachtheit. Die Katastematik bezeichnet also eher auf die Freiheit von Störungen (z. B. nicht hungrig zu sein). Sie teilt sich weiterhin in Aponia (keine physische Aufgebrachtheit) und letztlich die Ataraxia (keine mentale Aufgebrachtheit) ein. Die höchste Form des Glücks (= Eudaimonie) entsteht laut den Epikureern, wenn Aponia und Ataraxia gleichzeitig vorhanden sind.

Um nach Epikur Unerschütterlichkeit zu erlangen, müssen wir unser Vergnügen moderieren und Schmerzen vermeiden. Das kann nach den Epikureern insbesondere durch einen radikal simplen Lebensstil und den Rückzug aus dem (meisten) sozialen und politischen Leben geschehen. Nur so könne keine emotionale Abhängigkeit entstehen, welche die Ausbildung von Ataraxia stören könnte.

Ataraxia in der Stoa

In der stoischen Philosophie gilt die Ataraxie als eine Art Nebenprodukt. Das Hauptziel der Stoiker ist, im Einklang mit der Natur zu leben. Im Stoizismus gilt der Mensch als soziales Wesen, das zu rationalen Urteilen fähig ist. Das Leben im Einklang mit dieser Natur entspricht bei ihnen der Eudaimonie. Außerdem solle das eigene Leben anhand von bestimmten Tugenden wie Disziplin, Weisheit, Tapferkeit oder Mäßigung ausgerichtet sein.

Zusätzlich sollten wir nach den Stoikern unsere Reaktionen auf Ereignisse und die darauffolgenden Emotionen durch Vernunft im Zaum halten. Diese Bewusstheit über die eigenen Emotionen und die Abwesenheit von (schädlichen) Leidenschaften wird auch Apatheia genannt.3https://de.wikipedia.org/wiki/Apatheia

Bei den Stoikern hatten die Leidenschaften eine andere Bedeutung, als sie heute haben. Sie unterschieden in ungesunde Leidenschaften (Pathe) und gesunde Leidenschaften (Eupatheiai). Ungesunde Leidenschaften waren zum Beispiel Angst oder irrationales Verlangen, während gesunde Leidenschaften beispielsweise (rationale) Vorsicht oder Freude waren. Apatheia bezeichnet dann die Verschiebung von ungesunden, zu gesunden Leidenschaften.

Wenn wir im Einklang mit der Natur, tugendhaft und an Apatheia ausgerichtet leben, sei die Ataraxie eine logische Konsequenz. Sowohl Apatheia als auch Ataraxis zielen auf Eudaimonia ab.

Die Stoiker glaubten daran, dass Tugendhaftigkeit und Unerschütterlichkeit durch ein familiäres und gemeinschaftliches Leben entstehen können, solange man tugendhaft lebe. Sie waren der Meinung, dass Philosophie für die Allgemeinheit wichtig ist und dass Rückzug und Isolation die falsche Richtung wären.

7 Tipps für Unerschütterlichkeit

Schauen wir uns nun 7 Tipps an, mit denen wir Ataraxia in unser Leben integrieren können. Dabei beginnen wir mit einem Ratschlag der Skeptiker (Tipp 1) und einem Ratschlag der Epikureer (Tipp 2). Die restlichen Tipps sind an die stoische Lehre angelehnt.

1. Unvoreingenommenheit lernen

„Für den Wachsamen, dessen Geist ruhig ist, dessen Gedanken ungestört sind, der auf Urteil und Schuld verzichtet hat, gibt es keine Furcht.“

Gautama Buddha

Besonders die Skeptiker erteilen diesen Ratschlag, um Unerschütterlichkeit in das Leben zu integrieren. Eine unvoreingenommene Geisteshaltung kann uns dabei helfen, die natürliche Ruhe in uns selbst wiederherzustellen.

Praktischer Tipp: Eine unvoreingenommene und offene Geisteshaltung wird auch als Beginner’s Mind, oder Anfängergeist bezeichnet. Schau dir gerne meinen Beitrag dazu an, um die wichtigsten Tipps kennenzulernen, wie du ein Beginner’s Mind in den Alltag integrieren kannst.

2. Abhängigkeiten reduzieren

„Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“

Epikur

Indem wir uns von nur wenigen Dingen abhängig machen, können wir vor allem unsere mentale Aufgebrachtheit senken. Speziell die Epikureer glaubten, dass ein Zügeln unseres Verlangens und ein simpleres Leben zu Ataraxia führen können.

Praktischer Tipp: Beim nächsten Mal, wenn du einen neuen Gegenstand kaufst, könntest du beispielsweise negative Visualisierung praktizieren und dir vorstellen, was wäre, wenn du diesen Gegenstand verlierst. Das hilft dir dabei, dich nicht zu sehr daran zu binden.

3. Im Einklang mit der Natur leben

„Du kannst mein Bein fesseln, aber nicht einmal Zeus hat die Macht, mir die Freiheit der Wahl zu nehmen.“

Epiktet

Nach den Stoikern ist die Natur eines jeden Menschen von Rationalität geprägt. Indem wir in Einklang mit der Natur leben, unsere Emotionen im Zaum halten und nicht reflexiv handeln (= Apatheia), können wir Ataraxie erlangen.

Das Leben im Einklang mit der Natur ist nicht einfach zu erreichen und eine lebenslängliche Aufgabe. Trotzdem ist eine kontinuierliche Verbesserung immer möglich. Allein schon der Versuch der Verbesserung kann in Richtung der Apatheia und somit auch Ataraxia führen.

Praktischer Tipp: Das nächste Mal, wenn du mit einem Hindernis oder einem unerwarteten Rückschlag konfrontiert bist, versuche, nicht spontan oder wie es deine Mitmenschen machen, zu reagieren. Indem du nur einen Moment innehältst und in dein Inneres schaust, kannst du deine persönliche Apatheia trainieren.

4. Leben an Tugenden und Zielen ausrichten

„Tugend ist niemals fehl am Platze.“

Seneca

In der Stoa nimmt das Ausrichten des Lebens an Tugenden und Zielen eine wichtige Rolle ein. Wenn wir uns klar darüber werden, welche Werte wir vertreten und welche Ziele wir verfolgen, lassen wir uns deutlich weniger aus der Ruhe bringen.

Praktischer Tipp: Nimm Stift und Papier und schreibe dir auf, welche Tugenden du in deinem Leben ausprägen möchtest. Die Stoiker sehen zum Beispiel Disziplin, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit als wichtige Tugenden an. Danach schreibe auf, welche weiteren Ziele du in deinen eigenen Lebensbereichen verfolgen willst und priorisiere diese.

5. Frage dich, was du kontrollieren kannst

„Wir müssen die Dinge, die in unserer Macht stehen, möglichst gut einrichten, alles andere aber so nehmen, wie es kommt.“

Epiktet

Wie uns das unerschütterliche Schwein im Angesicht des Sturmes aus der Anekdote von Pyrrhon gezeigt hat, existieren auch in unserem Leben Dinge, die wir nicht kontrollieren können.

Praktischer Tipp: Das nächste Mal, wenn du dich über etwas beschweren willst, überlege einen Moment, was du an dieser Situation ändern kannst und was nicht. Du kannst beispielsweise nicht das Wetter kontrollieren, aber sehr wohl die Kleidung, die du anziehen wirst.

6. Dankbarkeit zeigen

„Wenn du morgens aufstehst, denke daran, was für ein Privileg es ist, am Leben zu sein, zu denken, zu genießen, zu lieben …“

Mark Aurel

Dankbarkeit kann dafür sorgen, dass wir einen gemäßigteren Grund-Gemütszustand ausprägen. Dadurch können wir wiederum souveräner auf unerwartete Rückschläge reagieren.

Praktischer Tipp: Lege dir ein Dankbarkeitstagebuch an und schreibe täglich 1 – 3 Dinge auf, für die du dankbar bist. Du kannst entweder ein physisches Buch nehmen, oder dir eine App dafür herunterladen.

7. Weniger beschweren

„Was nützt es, … die Sorgen zu vergrößern, indem man sie beklagt?“

Seneca

Indem wir uns auf die Aspekte fokussiere, die wir kontrollieren können, weisen wir unseren Beschwerden eine neue Bedeutung zu. Wenn wir es dann noch schaffen, uns grundsätzlich weniger zu beschweren, können wir unsere Sorgen mindern und sind einen Schritt nähere an Apatheia und somit an Ataraxie.

Praktischer Tipp: Das nächste Mal, bevor du dich lauthals über etwas beschweren willst, halte einen Moment inne und denke darüber nach, ob diese Beschwerde weiter hilft. Besonders häufig kannst du das Ganze im Straßenverkehr üben.

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Wenn du dich weiter mit der praktisch anwendbaren stoischen Philosophie beschäftigen willst, dann sind die „31 besten Tipps für stoische Ruhe in Deinem Leben“ bestimmt das Richtige für dich:

Quellen

Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ataraxie
https://de.wikipedia.org/wiki/Eudaimonie
https://de.wikipedia.org/wiki/Pyrrhon_von_Elis
https://de.wikipedia.org/wiki/Skeptizismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Epikureer
https://de.wikipedia.org/wiki/Apatheia
https://en.wikipedia.org/wiki/Ataraxia

Medium.com:
https://medium.com/the-sophist/stoicism-what-is-ataraxia-822eca353510

Einzelganger.co:
https://einzelganger.co/ataraxia-apatheia-eudaimonia/

HowToBeaStoic:
https://howtobeastoic.wordpress.com/2015/12/25/apatheia-vs-ataraxia-whats-the-difference/

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