Dunning-Kruger-Effekt durch den Anfängergeist beherrschen

Was besagt der Dunning-Kruger-Effekt und wie kannst du ihn durch die Anwendung eines Anfängergeistes bzw. Beginner’s Mind besser beherrschen? Hier erfährst du, wie wir Selbstüberschätzung durch Unvoreingenommenheit und Offenheit bekämpfen können.

Dunning-Kruger-Effekt einfach erklärt

Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt ein Phänomen, bei dem insbesondere inkompetente Menschen ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen. Bei einem Test der Psychologen David Dunning und Justin Kruger wurden Studierende der Cornell Universität in New York zuerst nach ihrer Selbsteinschätzung in Bezug auf ihre Grammatik-, Logik- und Allgemeinwissen befragt.

Nach verschiedenen Tests stellte sich heraus, dass die Personen, die sich im Vorhinein als kompetent einschätzten, schlechte Ergebnisse erzielten. Die Personen mit einer negativeren Selbsteinschätzung hatten überraschenderweise die besseren Ergebnisse.1https://wi-fi.cs.pub.ro/~dniculescu/altele/psycho/Kruger-Dunning–Unskilled_and_Unaware_of_It_2009.pdf

Dunning und Kruger schlossen daraus, dass vorwiegend Anfänger zur Selbsteinschätzung neigen. Meiner Ansicht nach ist das jedoch nur begrenzt wahr. Lediglich voreingenommene Anfänger, die sich ihrer eigenen Inkompetenz nicht bewusst sind, neigen meist zur Selbstüberschätzung. Unvoreingenommene und offene Anfänger tendieren im Gegensatz weniger dazu, sich selbst zu überschätzen. Dieser Umstand untermauert die Wichtigkeit eines Beginner’s Mind (Anfängergeist). Wir werden uns später genauer anschauen, wie wir den Anfängergeist passend anwenden können.

Dunning-Kruger-Effekt Definition
Der Dunning-Kruger-Effekt ist eine kognitive Verzerrung, die im Jahr 1999 von den Psychologen David Dunning und Justing Kruger gemessen wurde. Der Effekt besagt, dass vor allem inkompetente und unwissendere Menschen oft ihre Fähigkeiten und ihr Wissen überschätzen.

Dunning-Kruger-Effekt Grafik

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Der Dunning-Kruger-Effekt
Quelle: Eigene Darstellung

Hier siehst du eine Grafik, die den von Kruger und Dunning aufgestellten Effekt visuell darstellt. Als ein Einsteiger besitzen wir noch kein Wissen, weshalb unser Selbstvertrauen in diesem Bereich entsprechend nicht vorhanden ist.

Peak of “Mount Stupid“: Wenn wir ein wenig Wissen und Erfahrung ansammeln, denken wir als voreingenommene Anfänger oft, dass wir das Thema schon durchschaut hätten. Unser Selbstvertrauen steigt rapide an und wir überschätzen uns meistens.

Tal der Verzweiflung: Sobald wir erkennen, dass wir doch vergleichsweise noch wenig Kompetenz besitzen, sinkt unser Selbstvertrauen auf ein geringes Niveau ab.

Weg zur Erleuchtung: Der “Weg der Erleuchtung” ist der Prozess des wahren Fortschritts. Mit steigendem Wissen steigt auch schrittweise und kontrolliert unser Selbstvertrauen.

Plateau der Nachhaltigkeit: Sobald wir in einem Bereich viel Wissen und Erfahrung angesammelt haben, erreichen wir ein Niveau, bei dem wir tatsächlich eine große Kompetenz vorweisen können. Von diesem Niveau aus können wir, falls wir weiterhin mit einer Offenheit und Unvoreingenommenheit eines Anfängers lernen, weiterhin nachhaltige Verbesserung gewährleisten.

Oben gezeigte Grafik stellt Aspekte Dunning-Kruger-Effekts grafisch dar. Wenn wir aber von Anfang an eine offene Einstellung anwenden, können wir die anfangs extreme Selbstüberschätzung wahrscheinlich deutlich mindern. Im weiteren Verlauf des Beitrag erfährst du, wie wir das bewerkstelligen können und wie die Grafik stattdessen aussehen könnte.

4 Stufen der Selbstwahrnehmung nach Dunning und Kruger

“Dumme Menschen wissen nicht, wie dumm sie sind.”

John Cleese

Während ihrer Experimente machten Dunning und Kruger folgende konkrete Entdeckungen:

Auch hier kann ein Anfängergeist helfen. Wenn wir eine unvoreingenommene Grundeinstellung haben, vermeiden wir die Ignoranz gegenüber unserer Inkompetenz und legen unseren Fokus eher darauf, uns kontinuierlich zu verbessern.

Dunning-Kruger-Effekt Beispiel

Ein bekanntes Beispiel für das Auftreten des Dunning-Kruger-Effekts ist das Autofahren. Im Jahr 1989 befragten Psychologen der Universität Warschau, AutofahrerInnen in Polen, Schweden und den USA. Die Befragten mussten ihre eigenen Fahrkünste systematisch bewerten. Auch Fahranfänger direkt vor der Führerscheinprüfung mussten sich einschätzen. 30 bis 40 % meinten, besser zu fahren als der Prüfer es im Nachhinein angab. Am meisten haben sich jedoch die Personen unterschätzt, die durch die Fahrprüfung durchfielen.3https://www.tuev-nord-group.com/de/newsroom/news/details/article/warum-sich-gerade-schlechte-autofahrer-fuer-die-besten-halten/

4 Stufen der Kompetenz

Eng verwandt mit der selbst wahrgenommenen Kompetenz beim Dunning-Kruger-Effekt sind die 4 Stufen der Kompetenz. Die klassischen 4 Stufen bestehen hierarchisch aus unbewusster Inkompetenz, bewusster Inkompetenz, bewusster Kompetenz und schließlich unbewusster Kompetenz.

In Kombination mit dem Beginner’s Mind wird jedoch der Fokus auf den “bewussten Teil” der Stufen gelegt, während die unbewussten Kompetenzen jeweils als “Nebenprodukt” entstehen. Aus diesem Grund können die Kompetenzstufen mit dem Anfängergeist als eine Art Kompetenzkreislauf definiert werden (Siehe untere Darstellung).

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Kompetenzkreislauf durch Beginner’s Mind
Quelle: Eigene Darstellung

Schau dir gerne meinen Beitrag zu den Stufen der Kompetenz in Kombination mit dem Beginner’s Mind an, um zu erfahren, wie auch hier der Anfängergeist nützlich sein kann.

Dunning-Kruger-Effekt und Beginner’s Mind

Der Dunning-Kruger-Effekt ist besonders in der heutigen Zeit, mit unserem konstanten Zugang zum Internet und den sozialen Medien, stark vorherrschend. Selbstüberschätzung ist eines der größten Hindernisse ist, um sich weiter zu verbessern. Deshalb müssen die Menschen, die auf eine regelmäßige Verbesserung abzielen, ein Beginner’s Mind entwickeln.

“Ich weiß, dass ich nichts weiß.”

Cicero

Ein Beginner’s Mind oder auch Anfängergeist oder Beginner’s Mindset ist eine Geisteshaltung, die alles im Leben mit einer gewissen Unvoreingenommenheit und Offenheit angeht, als wäre man ein Anfänger. Dabei ist es vollkommen egal, ob man von Menschen außerhalb als Experte oder Amateur angesehen wird.

Da die wenigsten Menschen mit einer solchen Einstellung geboren werden, muss sie regelmäßig kultiviert werden. Wir müssen uns also immer bewusst, offen und unvoreingenommen verhalten.

Wenngleich wir darauf abzielen, uns immer als Anfänger zu sehen, heißt das jedoch nicht, einen Mangel an Selbstvertrauen besitzen. Im Gegenteil, wenn wir weniger Wert darauf legen, wie andere Menschen und sogar wir selbst unsere Kompetenz wahrnehmen, können wir unser Selbstvertrauen vom Kompetenzempfinden abkoppeln. So können wir unser Selbstvertrauen aus unserer kontinuierlichen Verbesserung ziehen, egal wie gut wir zu einem gegebenen Zeitpunkt sind.

Mit einer offenen Einstellung sorgen wir dafür, dass unser absolutes Selbstvertrauen nicht unberechtigterweise zu stark ansteigt und wir uns nicht überschätzen. Das spiegelt sich auch in einem von mir aufgestellten, neuen Modell des Dunning-Kruger-Effekts wider. Mit dem Beginner’s Mind steigt das absolute Selbstvertrauen ebenfalls an, es ist aber mehr ein produktives Selbstvertrauen als Selbstüberschätzung. Das absolute Selbstvertrauen steigt anfangs linear an, mit steigendem Wissensstand nimmt die Linearität – wie bei einem normalen Lernprozess – ab. Da wir kein festes Endziel haben (z. B. Guru) und uns dem lebenslangen Lernen verschrieben haben, ist das Potenzial für unser absolutes Selbstvertrauen nach oben offen.

Auf dem Weg der Verbesserung durchlaufen wir verschiedenste Kompetenzkreisläufe. Dadurch werden Gewohnheiten und unbewusste Kompetenzen kreiert, die unser absolutes Selbstvertrauen steigern und unser Wissen verbessern.

Da wir uns regelmäßig mit unserem früheren Selbst vergleichen und immer offen und unvoreingenommen sein wollen, bleibt unser relatives Selbstvertrauen im Gegensatz dazu auf einem konstanten Niveau.

Hier siehst du das Ganze als Grafik dargestellt:

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Dunning-Kruger-Effekt mit Beginner’s Mind
Quelle: Eigene Darstellung

Dunning-Kruger-Effekt Gegenteil

Während sich einige Menschen ständig selbst überschätzen, existieren jedoch auch einige Personen, die eine Kompetenz verfügen, jedoch von Selbstzweifeln geplagt sind. Dieses Phänomen ist unter dem Namen Hochstapler-Syndrom oder auch Impostor-Syndrom bekannt und wird oft als Gegenteil des Dunning-Kruger-Effekts gesehen.

Wenn du wissen willst, wie das Hochstapler-Syndrom entsteht und wie dir bei der Lösung auch hierbei ein Beginner’s Mind helfen kann, schau dir gerne meinen Beitrag dazu an!

Quellen

Artikel

Kruger, J.; Dunning, D.: Unskilled and Unaware of It: How Difficulties in
Recognizing One’s Own Incompetence Lead to Inflated
Self-Assessments
.
https://wi-fi.cs.pub.ro/~dniculescu/altele/psycho/Kruger-Dunning–Unskilled_and_Unaware_of_It_2009.pdf

Geo
https://www.geo.de/wissen/23942-rtkl-psychologie-dunning-kruger-effekt-weshalb-inkompetente-menschen-oft-das-groesste

Tüv Nord: Warum sich gerade schlechte Autofahrer für die besten halten.
https://www.tuev-nord-group.com/de/newsroom/news/details/article/warum-sich-gerade-schlechte-autofahrer-fuer-die-besten-halten/

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