Growth Mindset: Der Schlüssel zu unbegrenztem Wachstum

Die Entwicklung eines Growth Mindsets kann uns helfen, in verschiedensten Lebensbereichen erfolgreicher und glücklicher sein.
In diesem Beitrag schauen wir uns an, was ein Growth Mindset ausmacht, was sein Gegenpart ist und wie wir es entwickeln können.

Growth Mindset Definition

Ein Growth Mindset beschreibt das Verständnis, dass Menschen ihre Fähigkeiten verbessern können. Diese Verbesserung findet dabei nicht nur über die Anstrengung (Effizienz), die man hineinsteckt, statt, sondern auch über die Verwendung von neuen Strategien (Effektivität).

Der Begriff Growth Mindset, im Deutschen auch “dynamisches Selbstbild” genannt, wurde von der US-amerikanischen Psychologin Carol Dweck geprägt. In ihrem Buch “Mindset – Changing the way you think to fulfil your potential” geht sie auf die Besonderheiten dieser Lebenseinstellung ein und zeigt, wie jede Person ein gewisses Maß an Growth Mind entwickeln kann.

Growth Mindset vs. Fixed Mindset

Die Entwicklung von unseren eigenen, individuellen Einstellungen/Mindsets hat viel mit der Evolution zu tun und wie unsere Gene von der Umwelt geprägt werden. Viele Menschen ziehen daraus aber fälschlicherweise den Schluss, dass ihre Fähigkeiten und Intelligenz von früheren Ereignissen und Bedingungen geprägt wurde und nun nicht mehr veränderbar wäre.

Wenn wir dieser Einstellung jedoch folgen würden, dann wären beispielsweise die schlauesten und sportlichsten Kinder auch die schlauesten und sportlichste Erwachsenen. Wie wir aber alle wissen, sind diese frühen Veranlagungen sicherlich von Vorteil, um sich aber langfristig auf einem hohen Niveau zu halten, bedarf es einer kontinuierlichen Verbesserung durch eine große Anstrengung.

Im Gegensatz zu dem auf Verbesserung und Fortschritt bedachten Growth Mindset steht das sogenannte Fixed Mindset, auf deutsch “statisches Selbstbild“. Im Alltag, wenn alles gut läuft, kommen die beiden Mindsets eher seltener zum Vorschein. Jedoch lassen sie sich eindeutig voneinander unterscheiden, wenn mit einer Niederlage/einem Misserfolg umgegangen wird. Dabei spielt weniger die spontane Reaktion eine Rolle, sondern eher, wie man darauf im Nachhinein handelt.

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Growth Mindset vs Fixed Mindset
(Quelle: eigene Darstellung)

Fixed Mindset einfach erklärt

Menschen mit einem Fixed Mindset sind der Meinung, dass ihnen ihre eigenen Fähigkeiten von Geburt an mitgegeben wurden und über den Verlauf des Lebens mehr oder weniger in Stein gemeißelt sind. Diese Fähigkeiten können Persönlichkeitseigenschaften, moralische Werte, Intelligenz, usw. sein. Sie sind außerdem fest von der Wirkung und Richtigkeit von einmaligen Tests (IQ-Test, …) überzeugt.

Wenn sie bei einer Aufgabe scheitern, beziehen sie es meistens auf ihre Charaktereigenschaften (“Ich bin einfach nicht schlau genug”). Da sie ihre Charaktereigenschaften als festgesetzt sehen, tun sie in den meisten Fällen auch wenig, um daran etwas zu ändern und zu verbessern (“Vielleicht soll es einfach nicht sein”).

Wahrnehmung/Selbsteinschätzung

Oft haben Menschen mit einem Fixed Mindset die Wahrnehmung, dass etwas entweder gut oder schlecht ist. So glauben sie auch, dass sie etwas entweder gut oder schlecht können, mit wenig Spielraum dazwischen. Aus diesem Grund über- und unterschätzen sich die Vertreter dieses statischen Selbstbildes oft. Sie wollen sich häufigbeweisen, aber auf keinen Fall etwas falsch machen oder falsch liegen.

Wenn Personen mit einem statischen Selbstbild scheitern, wandeln sie oft Handlungen (“Ich habe versagt”) in eine eigene Identität um (“Ich bin ein Versager”).

Anstrengung

Der Glaube, dass Menschen angeborene Talente haben, kann auch davon abhalten, Anstrengung und Mühe aufzuwenden. Vertreter des Fixed Mindset glauben, dass Anstrengung und Fehler schlecht sind, da sie ja, wenn sie ein Talent für die Sache hätten, keine oder wenig Anstrengungen aufbringen müssten. Weil sie in der Regel sichergehen wollen, dass sie Erfolg haben, suchen sie sich meist Aufgaben heraus, bei denen sie wenig Mühe aufbringen müssen und die sie sicher schaffen.

Selbstwertgefühl

Ihr Selbstwertgefühl ziehen Leute mit einem Fixed Mindset überwiegend daraus, wie andere Personen sie sehen. Sie umgeben sich mit Menschen, die einen gut fühlen lassen und oft in einigen Bereichen schlechter als sie selbst sind. Anstatt ihre eigenen Fehler auszubessern, sind Menschen mit einem statischen Selbstbild vor allem darauf bedacht, ihr Selbstwertgefühl wiederherzustellen.

Erfolg

Beim Fixed Mindset dreht sich alles nur um das am Ende erreichte Ziel und nicht um den Weg dorthin. Man ist in den meisten Fällen erst glücklich, wenn man erfolgreich ist. Sie definieren sich also meistens fast ausschließlich über ihren Erfolg.

Growth Mindset einfach erklärt

Kommen wir nun zum Growth Mindset. Hier herrscht ein Verständnis vor, dass Fähigkeiten und Qualitäten durch Anstrengung, Strategien und die Hilfe von Anderen verbessert werden können. Natürlich bedeutet dass nicht, dass wir alles sein können, was wir wollen. Angeborene Talente für Musik, Sport, usw. gibt es natürlich trotzdem. Es bedeutet aber, dass jeder Mensch ein bestimmtes Potential hat, das am Anfang noch nicht ersichtlich ist. Somit kann sich jede Person kontinuierlich verbessern, egal an welchem Punkt sie sich befindet.

Wenn sie bei einer Aufgabe scheitern, beziehen Menschen mit einem Growth Mind den Misserfolg nicht sofort auf die eigenen Charaktereigenschaften und überlegen sich Strategien, um es beim nächsten mal besser zu machen. Diese Einstellung ist eng verwandt mit dem Beginners Mind. Personen mit einem Beginners Mind sind offen für neue Wege und Strategien und wollen immer dazu lernen, um sich so stetig zu verbessern.

Wahrnehmung/Selbsteinschätzung

Personen mit einem dynamischen Selbstbild haben oft eine realistischere Selbsteinschätzung. Das liegt daran, dass sie keine Angst damit haben, sich auch schlecht einzuschätzen, weil sie wissen, dass sie sich verbessern können. Sie haben außerdem kein Problem damit, falsch zu liegen.

Anstrengung

Menschen mit einem Growth Mindset brauchen und suchen die Herausforderung. Dabei müssen sie aber auch entscheiden, ob der Aufwand, den sie aufbringen wollen, zu dem von ihnen gesetzten Ziel passt. Auch für Menschen mit einem dynamischeren Selbstbild macht sture Anstrengung, ohne sich vorher über das Endprodukt Gedanken zu machen, wenig Sinn. Trotzdem werden Menschen mit einem Growth Mind von Aufwand und Mühe nicht abgeschreckt, sondern sehen sie als Möglichkeit, sich zu verbessern.

Selbstwertgefühl

Menschen mit einem Growth Mindset sehen sich oft als nichts Besonderes an und glauben nicht daran, dass die Welt ihnen etwas schuldet. Sie weisen sich zwar auch einen hohen Wert zu, glauben aber nicht, dass sie besser sind als andere.

Das dynamischere Selbstbild erlaubt es ihnen, sich oft mit Personen zu umgeben, die besser als sie selbst sind, um von ihnen zu lernen. Anstatt sich selbst beweisen zu wollen, setzten sie den Fokus darauf, neue Erfahrungen zu machen und dazuzulernen.

Erfolg

Für Vertreter des Growth Mindsets ist Versagen natürlich auch schmerzvoll. Sie konzentrieren sich jedoch darauf, was sie auf der Niederlage lernen können. Mit einem dynamischen Selbstbild geht es weniger um das Erreichen eines Endziels, sondern vielmehr darum, auf dem Weg dorthin zu lernen.

Growth MindsetFixed Mindset
GrundeinstellungFähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften können verändert werdenFähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften sind von Natur aus gegeben
WahrnehmungRealistische SelbsteinschätzungUnrealistische Selbsteinschätzung (Gut oder schlecht)
AnstrengungSehen Anstrengung als Chance, sich zu verbessernWollen nicht scheitern und suchen sich deshalb oft Aufgaben mit weniger Anstrengung
SelbstwertgefühlUmgeben sich meist mit Menschen, von denen sie lernen könnenUmgeben sich meist mit Menschen, die sie gut fühlen lassen
Erfolg“Der Weg ist das Ziel”Definieren sich nur über ihren Erfolg beim Erreichen eines End-Zieles
Growth Mindset vs Fixed Mindset zusammengefasst

Growth Mindset Lebensbereiche

Die Entwicklung eines Growth Mindsets bietet sich in jedem Lebensbereich an. Wir haben von Grund auf in jedem Lebensbereich einen unterschiedlichen Grad an Growth bzw. Fixed Mindset. Mit regelmäßiger Übung und Anwendung lässt sich jedoch die Balance mehr in die passendere Richtung lenken, um eine ganzheitliche Anwendung des Growth Mindsets über alle Lebensbereiche zu sichern.

Beziehungen

Da Vertreter des Growth Mindsets auf kontinuierliche Verbesserung aus sind, sind sie auch der Meinung, dass in einer Beziehung nicht immer alles perfekt laufen kann und man regelmäßig daran arbeiten muss. Sie sind sich bewusst, dass die Wahl eines Partners/von Freunden immer ein gewisses Set an Problemen mit sich bringt. Sie beziehen Probleme oder Hindernisse meist nicht auf die Charaktereigenschaften.

Menschen mit dem Fixed Mindset haben ein statisches Bild über sich selbst, ihren Partner und die Beziehung an sich. Sie glauben, dass etwas falsch läuft und “es nicht sein soll”, wenn man an einer Beziehung arbeiten muss und verzichten oft auf Kommunikation. Probleme beziehen sie meistens auf die Charaktereigenschaften.

Erziehung

In der Erziehung spielen die tagtäglichen Handlungen der Eltern eine wichtige Rolle bei der Bildung einer Einstellung der Kinder. Für die Ausbildung eines Growth Mindsets sollte man bei Lob darauf achten, dass wir nicht das Talent oder die Intelligenz loben, sondern vor allem die Anstrengung, die hineingeflossen ist. Hierbei sollte man aber darauf achten, die Anstrengung nur zu loben, wenn sie auch tatsächlich vom Kind aufgebracht wurde.

Man sollte den Kindern vermitteln, dass in erster Linie das Ziel sein muss, Mühe aufzubringen und regelmäßig besser zu werden, anstatt nur zu gewinnen. Eltern, die ein dynamisches Selbstbild in ihren Kindern fördern wollen, sehen Rückschläge ihrer Kinder als Möglicheit, zu lernen und neue Strategien zu entwickeln.

Sport

Besonders im Sport spielt ein Growth Mindset eine große Rolle, da man sehr oft mit Rückschlägen und Niederlagen konfrontiert wird. Sportler mit einem dynamischen Selbstbild setzen sich Ziele, fokussieren sich dann aber mit dem Großteil ihrer Anstrengung auf den Prozess, der zu diesen Zielen führt. Sie sehen Rückschläge als Motivation und wissen, dass nur die Kombination von Talent und dem richtigen Mindset einen Champion ausmacht.

Business

Für Unternehmen ist einer der wichtigsten Faktor, die richtigen Personen einzustellen. Dabei kann Talent natürlich ein guter, wenn auch kurzfristiger Indikator sein. Für einen langfristig guten Mitarbeitenden ist jedoch ein Growth Mindset einer der relevantesten Merkmale. Wenn Firmen nur nach Talent einstellen, zwingt sie das früher oder später in ein Fixed Mindset.

Es gibt verschiedenste Möglichkeiten für Firmen, ein Growth Mind zu kultivieren. Das kann z.B. durch eine tolerante Fehlerkultur sein, aber auch durch regelmäßige Fortbildungen und den Willen, nie aufhören zu lernen.

Growth Mindset entwickeln

Nun stellt sich die Frage, wie du erfolgreich ein Growth Mindset entwickeln kannst. Zuerst müssen wir erkennen und akzeptieren, dass nicht jeder Mensch die gleiche Ausgangslage hat. Jeder ist mit anderen Voraussetzungen wie z.B. Geld oder Unterstützung der Familie und auch einem gewissen Grad an dynamischem Selbstbild geboren. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass wir alle uns trotzdem verbessern können, ganz egal in welcher Ausgangslage wir uns befinden.

Zusätzlich müssen wir uns im Voraus überlegen, ob in unserem Leben ein oder mehrere Ereignisse stattgefunden haben, die in ein Fixed Mindset versetzt haben. Sei es nun ein Intelligenztest oder ein Test in einer sportlichen Aktivität, bei denen wir nicht gut abgeschnitten haben. Alleine schon das Wissen über beide Selbstbild-Arten und die Übertragung auf unser eigenes Leben kann zu einer deutlichen Besserung unseres Mindsets beitragen.

Es ist außerdem wichtig zu erwähnen, dass jeder Mensch eine Mischung aus beiden Mindsets besitzt, die in jedem Lebensbereich anders ausgeprägt sein kann. Unser Ziel ist es letztendlich, die Mischung möglichst nahe in Richtung Growth Mindset zu verschieben.

Wenn wir die klare Entscheidung treffen, unser Mindset zu ändern, dann ist diese Veränderung auch möglich. Trotzdem sollte man sich im klaren sein, dass der Aufbau und der Erhalt eines Growth Mindsets konstante Arbeit erfordert, da die meisten von Natur aus zu einem Fixed Mindset tendieren.

Growth Mindset entwickeln – Carol Dweck

Was kann man von einem Growth Mindset erwarten?

Wie bereits erwähnt liegen ein Growth und ein Fixed Mindset auf einem Sprektrum und können unterschiedlich ausgeprägt sein. Natürlich kann die Ausbildung eines sehr starken Growth Mindsets auch einige Risiken mit sich tragen.

Zum einen sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass ein dynamisches Selbstbild nicht bedeutet, dass alles und jeder geändert werden kann oder soll. So machen uns zum Beispiel einige unserer tief verankerten Präferenzen und Werte zu den Menschen, die wir nun sind und diese Präferenzen unterscheiden uns von anderen. Zum anderen müssen Menschen, die ein Growth Mindset ausbilden wollen, immer aufpassen, nicht zu perfektionistisch zu sein und immer in der Lage sein zu unterscheiden, welche Dinge sich ändern lassen und welche nicht. Weiterhin ist ein Growth Mindset natürlich nicht die Lösung für alle Probleme, die wir haben. Die Ausbildung einer solchen Einstellung kann sich aber, wie wir jetzt wissen, dennoch lohnen.

Schritte zur Entwicklung eines Growth Mindsets

Das Ausbilden einer neuen Einstellung ist nicht wie eine medizinische Operation, bei der das alte Mindset “herausgeschnitten” wird. Wir müssen aktzeptieren, dass in vielen Bereichen unsere alten, statischen Glaubenssätze immer noch vorhanden sein werden. Wenn wir aber zusätzlich dynamsiche Glaubenssätze entwickeln, können wir je nach Situation mit ein wenig Abstand entscheiden, auf welche Einstellung wir zurückgreifen wollen.

Die wohl beste Möglichkeit für eine optimale Ausbildung eines Growth Mindsets ist in der Kindheit, das Kinder deutlich offener für neue Einstellungen sind. Aber auch wenn man in der Kindheit noch kein Growth Mindset gebildet hat, gibt es einige Schritte, die man unternehmen kann, um ein solches auszubilden.

Grundvoraussetzung dafür ist, das Thema mit einem Beginners Mind anzugehen, offen zu sein und bereit zu sein, Neues zu lernen. Außerdem sollte man sich klare Ziele fassen und dann konkrete Handlungsschritte definieren, um diese Ziele zu erreichen.

Beispielhafte Schritte können so aussehen:

  1. Über die Bedeutung und Wichtigkeit eines Growth Minds mit einer offenen Einstellung lernen.
  2. Realisieren, dass Growth Mindset immer auf einem Sprektrum liegt und jeder Mensch ein gewisses Maß an Fixed Mindset hat, dass sich in den Lebensbereichen unterscheidet.
  3. Bereiche und “Trigger” für ein Fixed Mindset herausfinden (Jemand ist besser als ich; ich scheitere; …).
  4. Bei Situationen dieser Art versuchen, Abstand zu gewinnen und zu entscheiden, welche Glaubenssätze dem Growth Mind enstprechen würden.
  5. Die Entwicklung in kleinen Schritten fortsetzen und geduldig sein.

Wie wir alle wissen, ist das Lernen und Lesen über neue Aspekte des Lebens der einfache Part. Die Kunst besteht darin, diese neuen Einstellungen anzunehmen, zu realisieren, dass man nicht in den angewöhnten Verhaltensmustern gefangen ist und zu handeln! Nun gilt es also, die gelernten theoretischen Inhalte in kleinen Schritten in den Alltag zu integrieren und in eingen Jahren stolz auf die Entwicklung zurückzuschauen.

Quellen

Bücher

Dweck, C. (2017). Mindset-Updated Edition: Changing the way you think to fulfil your potential.
Robinson Verlag

Videos

Carol Dweck – Developing a Growth Mindset
https://www.youtube.com/watch?v=hiiEeMN7vbQ


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