Ikigai – Bedeutung und 10 Regeln (mit kostenlosem Modell)

Ikigai ist eine Lebenseinstellung, die den Japanern unter anderem zu einem langen und erfüllten Leben verhilft. Wie wir sie auch in unserer agilen, westlichen Welt anwenden können, erfährst du hier.

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Ikigai 10 Regeln

Ikigai Definition

Ikigai Definition
Ikigai ist eine besonders in Japan verbreitete Lebensweise und bedeutet auf Deutsch übersetzt “Lebenssinn” oder “Lebenswert”. Nach den Japanern hat jeder Mensch eine Leidenschaft oder Bestimmung, die entdeckt werden muss.

Ikigai Bedeutung

Ein Ikigai wird von den Japanern als ein Grund angesehen, warum wir morgens aufstehen. Neben der guten Ernährung, dem regelmäßigen Sport und dem starken Gemeinschaftsgefühl vieler Japaner trägt auch der Sinn im Leben (= Ikigai) zu ihrem langen Leben bei. Außerdem erfreuen sich viele Japaner auch noch im hohen Alter an einer starken Vitalität und weniger Krankheiten.

Der Zweck von Ikigai

Dabei ist der Zweck von Ikigai nicht zwingend nur ein langes Leben, sondern ein erfülltes Leben zu führen. Wenn man jedoch ein erfülltes Leben führt, steigert das auch in vielen Fällen dessen Länge. Der Wunsch nach Erfüllung sorgt bei jedem Menschen dafür, dass wir bewusst oder unbewusst nach einer Bedeutung in unserem Leben suchen. Laut den Japanern hat nämlich jeder Mensch im Inneren ein Ikigai. Wenn wir es noch nicht gefunden haben, sind wir (bewusst oder unbewusst) auf der Suche danach.

Wichtig ist dabei, dass wir uns keine zu großen Sorgen machen unser Ikigai zu finden. Das Leben ist kein Problem, das es zu lösen gilt. Trotzdem sollte jeder Mensch etwas finden, was er liebt und womit der Gesellschaft gedient werden kann. Gleichzeitig muss das natürlich keine exotische Leidenschaft sein, die einzigartig auf der Welt ist.

Ikigai in der Überflussgesellschaft

In unserer heutigen Überflussgesellschaft vor allem im Westen ist das Suchen und Finden eines konkreten Lebenssinns seltener. Wir besitzen meistens schon alles, um ein ordentliches und bequemes Leben zu leben. Trotzdem steigt die Zahl der Menschen mit psychischen Erkrankungen und mentalen Problemen kontinuierlich an.1https://de.statista.com/themen/1318/psychische-erkrankungen

Die Bequemlichkeit hat jedoch neben offensichtlichen positiven Aspekten auch negative Folgen. Das Finden und Verfolgen eines Lebenssinns benötigt ein hohes Maß an Willenskraft und Ausdauer. Unsere angewöhnte Bequemlichkeit hindert oft das Aufbringen der Anstrengung zum Finden und Verfolgen unseres Lebensziels. Teilweise kann also auch für die mentalen Probleme verantwortlich sein, dass wir (aus Bequemlichkeit) nicht mehr auf der Suche nach unserer Bestimmung sind.

Warum sollten wir nach unserem Ikigai suchen?

Wenn wir unser Ikigai jedoch gefunden haben, gibt das unserem Leben eine ganz neue Qualität. Wir sehen unsere Tätigkeiten nicht mehr nur als Verpflichtungen an, sondern als Aktivitäten, die zu unserer Lebensfreude beitragen. In Japan wird Ikigai auch als das “Glück, immer beschäftigt zu sein” angesehen. Aus diesem Grund gibt es in Japan auch kein Wort für Rente oder Ruhestand. Die Japaner sind glücklich darüber, immer beschäftigt zu sein.

Das bedeutet für uns natürlich nicht, dass wir bis an unser Lebensende arbeiten sollten. Es bedeutet aber, dass wir immer wieder auf der Suche nach neuen Herausforderungen sind. Wenn wir also unseren Beruf beenden und in Rente gehen, ist es an der Zeit, neue Aufgaben anzugehen. Wichtig ist es hierfür, dass wir unser Leben ganzheitlich betrachten und regelmäßig mehrere Lebensbereiche pflegen. Das erlaubt es uns, in jedem Bereich eine gewisse Kompetenz aufzubauen, an der wir dann konkret ansetzen können.

Ikigai Modell und Vorlage zum Dowload

Um die Suche nach unserer Bestimmung zu vereinfachen, existiert ein sogenanntes Ikigai-Modell. Das Modell ist angelehnt an das sogenannte Purpose Diagramm und wird wahrscheinlich so nur in unserer westlichen Welt genutzt.

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Ikigai-Modell Vorlage
Quelle: Eigene Darstellung

Das Modell besteht aus 4 Elementen bzw. 4 Fragen. Diese 4 Elemente sind “Was ich liebe” (Begeisterung), “Was ich gut kann” (Talent); “Was die Welt von mir braucht” (Beitrag/Bedarf) und “Womit ich Geld verdienen kann” (Wert).

Die Schnittmenge all dieser Bereiche ist unser Ikigai. Aus den Schnittmengen einzelner Bereiche ergeben sich weitere (Unter-)Ziele. Diese Unterziele sind “Leidenschaft”, “Mission”, “Berufung” und “Profession”. Um unseren Lebenssinn zu finden, müssen wir uns also auf diese vier Bereiche fokussieren. Schauen wir uns nun jeden Bereich einmal genauer an.

Leidenschaft

Was ich liebe

Um unsere Leidenschaft zu finden, müssen wir unseren Alltag betrachten und schauen, für welche Dinge oder Aktivitäten wir förmlich brennen. Bei welchen Handlungen kommen wir in einen Flow (siehe unten) und vergessen die Zeit? Womit verbringen wir freiwillig unsere freie Zeit und reden gerne darüber?

Mission

Was die Welt von mir braucht

Unsere Mission bzw. Bestimmung können wir finden, indem wir uns nach unseren eigenen Werten fragen und uns an diesen Werten orientieren. Um unsere wahre Bestimmung zu finden, müssen wir uns von den Vorstellungen und Erwartungen anderer Menschen lösen. Nur so können wir herausfinden, welche Probleme wir lösen wollen und was wir bewirken bzw. hinterlassen wollen.

Berufung

Was ich gut kann

Unsere Berufung darf nicht mit dem Beruf verwechselt werden. Hier geht es vor allem darum, dass wir unsere eigenen Stärken und Fähigkeiten erkennen. Da wir selbst meistens unser größter Kritiker sind, kann es helfen, Freunde, Familie oder Kollegen zu unseren Stärken zu fragen.

Profession

Womit ich Geld verdienen kann

Bei unserer Profession bzw. unserem Beruf geht es vor allem darum, womit wir Geld verdienen können. Oft überschneiden sich auch Berufung und Beruf, da wir meistens Geld für das, was wir gut können, bekommen. Hierbei sollten wir uns fragen, welche Einnahmequellen wir besitzen und mit welchen Fähigkeiten wir diese Einnahmen generieren.

Richtige Einstellung für Ikigai

Nun wissen wir, wie sich Ikigai praktisch mithilfe eines Modells finden und definieren lässt. Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass wir die richtige Einstellung gegenüber dem Finden und Verfolgen unseres Lebenssinns besitzen.

Beginner’s Mind

Die Suche nach unserem Lebenssinn dauert sehr wahrscheinlich eine längere Zeit an. Außerdem kann sich unser Ikigai auch mit der Zeit wandeln. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir zu jeder Zeit eine offene und unvoreingenommene Einstellung einnehmen. Diese Einstellung ist auch unter dem Namen Beginner’s Mind oder Anfängergeist bekannt. Lies dir gerne meinen Beitrag zum Beginner’s Mind durch, um zu erfahren, wie wir es praktisch in unseren Alltag integrieren können.

Stressmanagement

Ein zu hohes Maß an Stress kann die Suche nach unserem Lebenssinn durch Krankheiten und Unklarheiten erschweren. Eine regelmäßige, geringe Dosis an Stress kann jedoch dafür sorgen, dass wir niemals aufgeben, unser Ikigai zu suchen. Unser Ziel muss es also sein, ein Stressmanagement zu betreiben, das unser Stressniveau durchgehend gering hält, aber selten den Stress komplett eliminiert.

Resilienz

Die Suche und das Verfolgen unseres Ikigais kann sehr viel Anstrengung kosten. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir einen gewissen Grad an Widerstandsfähigkeit bzw. Resilienz ausbilden. Resilienz hilft uns, unser Ziel trotz Rückschlägen weiter zu verfolgen.

Insbesondere eine stoische Einstellung kann uns helfen, einen klaren Kopf bei Rückschlägen zu bewahren. Die Stoiker erkennen, welche Aspekte ihres Lebens sie kontrollieren können und welche nicht. Für die kontrollierbaren Aspekte wenden sie ein positives Growth Mindset an, welches ihnen eine Verbesserung in diesen Bereichen erlaubt und sie besser für ein Scheitern gewappnet macht.

Antifragilität

Antifragilität kann als eine Weiterentwicklung von Resilienz gesehen werden. Mit dieser Einstellung können wir nicht nur Rückschlägen standhalten, sondern nutzen Rückschläge, um noch besser zu werden. So können wir unseren Lebenssinn noch schneller finden.

Wabi Sabi

Übermäßiger Perfektionismus ist der Feind von Verbesserung und steht so unserer Suche nach unserem Ikigai im Weg. Zur Bekämpfung von Perfektionismus wird im Japanischen das sogenannte Wabi Sabi umgesetzt. Diese Lebensweise ist auf die Schönheit der Imperfektheit gerichtet, da nur sie die reale Welt widerspiegelt.

So finden wir unser Ikigai

Jetzt wollen wir uns konkrete Schritte anschauen, wie wir unser eigenes Ikigai finden können. Die Suche setzt sich aus der passenden Einstellung, Selbstreflexion, Verknüpfung von Werten und Aktivitäten, Zielsetzung und Gemeinschaft zusammen.

Passende Einstellung entwickeln

Wie wir bereits besprochen haben, ist eine passende Einstellung für die Suche nach unserem Ikigai unumgänglich. Wir sollten eine unvoreingenommene und offene Einstellung zusammen mit Resilienz und Antifragilität kombinieren. Außerdem ist ein zu hohes Maß an Perfektionismus hinderlich.

Selbstreflexion

Eine regelmäßige Selbstreflexion / -analyse kann uns helfen, unseren Lebenssinn zuverlässiger zu entdecken. Dabei sollten wir uns fragen, bei welchen Aktivitäten wir die Zeit vergessen bzw. Flow erfahren. Wenn wir aufschreiben, bei welchen Tätigkeiten das der Fall ist und welche Charakteristika diese Tätigkeiten aufweisen (Gemeinsamkeiten; physisch oder mental, …), können wir unser Ikigai stärker eingrenzen. Wenn wir noch nichts gefunden haben, bei dem wir Flow verspüren, können wir neue Aktivitäten ausprobieren.

Eine praktische Hilfestellung zur Selbstreflexion stellt zusätzlich noch das Ikigai-Modell dar. Die Durchführung des Modells kann uns weitere Informationen über unser Lebensziel geben.

Zuerst nach Werten suchen und dann mit konkreter Aktivität verknüpfen

Auf der Suche nach unserem Ikigai stellt sich die Frage, wo man anfangen soll. In der Regel ist es einfacher, sich zuerst nach bestimmten Werten zu richten. So kann es für uns beispielsweise wichtig sein, anderen Menschen zu helfen. Nachdem wir uns Klarheit über unsere Werte geschafft haben, ist es deutlich einfacher, diese mit einer Aktivität/Berufung zu verknüpfen.

Ziele setzen, aber nicht zu starr auf Ikigai fixieren

Ziele geben unseren Bemühungen zur Suche nach unserem Lebenssinn eine gewisse Richtung. Während sich Ziele dafür gut eignen, sollten wir uns jedoch darauf nicht zu stark fixieren. Wichtiger ist es, den Weg der Suche unseres Lebenssinns zu genießen und unser Ziel als Orientierung anzusehen.

Gemeinschaft

Die Suche nach unserem Ikigai ist mit vielen Hindernissen verbunden. Neben der passenden Einstellung ist eine gute Verbindung zu Freunden und Familie wichtig. Wenn wir uns von anderen helfen lassen und gleichzeitig anderen helfen, erleichtert uns das die Suche nach unser Bestimmung.

Ikigai 10 Regeln

10 Regeln bzw. Richtlinien, die als Orientierung für ein gutes Leben insgesamt dienen können, während man sich mit der Suche/Verfolgung seines Ikigais beschäftigt:

  1. Aktiv bleiben und nicht in den Ruhestand gehen
  2. Die Dinge langsam angehen
  3. Sich nicht überessen (Nur 80 % voll essen)
  4. Mit guten Freunden umgeben
  5. Fit bleiben
  6. Lächeln und eine positive Einstellung bewahren
  7. Zeit in der Natur verbringen
  8. Dankbarkeit zeigen
  9. Im Hier und Jetzt leben
  10. Seinem Ikigai folgen

Ikigai Beispiele

Während es besonders naheliegend ist, unser Ikigai nur mit unserem Beruf zu verknüpfen, ist diese Vermutung zu kurz gefasst. Die Suche nach dem Sinn lässt sich in alle Lebensbereiche übertragen. Hier sind einige Beispiele, bei denen die Verfolgung unseres Ikigais zusätzlich von Vorteil ist:

Vergleich mit Anderen

Ein besonders großes Problem in unser heutigen Gesellschaft ist der übermäßige (negative) Vergleich mit anderen Personen. Diese Entwicklung wird durch die vermehrte Nutzung von Social Media katalysiert. Wenn wir uns jedoch auf die Suche nach unserem eigenen Lebenssinn begeben und uns an gewissen Werten und Zielen orientieren, verwenden wir automatisch weniger Zeit darauf, auf andere Menschen zu schauen.

Umgang mit Rückschlägen

In unserem Leben werden unvermeidlich Dinge geschehen, die wir nicht verhindern können. Sei es zum Beispiel eine Kündigung oder Krankheit. Durch die Ausrichtung unseres Lebens nach unserem eigenen Ikigai können wir diese Schicksalsschläge besser verarbeiten und eventuell sogar Stärke daraus ziehen.

Mentale Probleme

Ein gewisser Teil an mentaler Probleme entsteht dadurch, dass uns ein Sinn bzw. eine Bestimmung im Leben fehlt. Durch die Suche/das Entdecken unseres Ikigais wird uns ein klarer Weg aufgezeigt, an dem wir uns regelmäßig orientieren können, auch wenn die Zeiten schlecht sind.

Ikigai und Logotherapie nach Viktor Frankl

Die Suche nach unserem Lebenssinn ist eng mit der psychologischen Behandlungsform der Logotherapie verknüpft. Die Logotherapie wurde erstmalig vom Psychiater und Holocaust-Überlebenden Viktor Frankl entwickelt.

Die Grundlagen der Logotherapie bestehen daraus, nach Gründen für das Leben zu suchen. Die existenzielle Frustration wird hierbei nicht als psychologische Krankheit angesehen, sondern als Katalysator, um nach seinem Lebenssinn/Ikigai zu suchen.

Quellen

Bücher

García, H. und Miralles, F. (2017). Ikigai: The Japanese secret to a long and happy life (English Edition)
Cornerstone Digital

Artikel

Karrierebibel.de
https://karrierebibel.de/ikigai-modell/

Utopia.de
https://utopia.de/ratgeber/ikigai-mit-der-japanischen-philosophie-den-sinn-des-lebens-finden/

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