4 Gründe, warum Du Negative Visualisierung ausüben solltest

Die Stoiker gelten als ruhige, besonnenen und praxisorientierte Menschen. Die Negative Visualisierung ist eine Technik, die mit für diese Gelassenheit verantwortlich ist.

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“Wundert sich [ein weiser und guter Mensch] über alles, was geschieht, und erscheint es ihm neu?”

Epiktet

Stell dir vor, du befindest dich in der Arbeit und ein Projekt schlägt unerwartet fehl oder wird überraschend von der Unternehmensführung eingestampft. Während du und deine Kollegen aufgebracht sind, fällt dir eine Kollegin auf, die gelassen auf die Situation reagiert und schon praktische Schritte einleitet. Bereits die Stoiker haben schon eine Technik angewendet, die dir helfen kann, genauso ruhig bei Rückschlägen zu bleiben – die Negative Visualisierung.

Was bedeutet Visualisierung?

Der Begriff “Visualisierung” ist uns allen bestimmt schon einmal über den Weg gelaufen. In der Theorie ist damit die “bildliche oder grafische Darstellung eines Sachverhalts, der zunächst in einer anderen medialen Form vorliegt, meist als Text oder als Daten” gemeint.1https://www.projektmagazin.de/glossarterm/visualisierung

In der Praxis wird die Visualisierung oft in Selbstverbesserungs- und Produktivitäts-Kreisen als eine Methode der Zielerreichung verwendet. “Beim Visualisieren nutzt du deine Vorstellungskraft, um dich mental und emotional in eine von dir gewünschte Situation hineinzuversetzen”.2https://bernardzitzer.com/de/visualisieren-visualisierung/Es kann eine nützliche Technik sein (kombiniert mit den passenden Handlungen!), um unsere Ziele zuverlässiger zu erreichen.

Wenn Visualisierung kombiniert mit Handlungen uns unseren Vorstellungen näher bringen kann, warum sollten wir dann auch “negative” Visualisierung praktizieren?

Warum Negative Visualisierung wichtig ist

Die Negative Visualisierung wird von den Stoikern auch “premeditatio malorum”. Heutzutage wird sie außerdem auch als proaktive Visualisierung oder vorausschauende Gelassenheit bezeichnet.

Diese beiden Synonyme beschreiben den Hintergrund dieser Technik deutlich besser. Ziel der Negativen Visualisierung ist es, uns auf mögliche Rückschläge oder Verluste bereits im Vorhinein vorzubereiten. Um dies umzusetzen, müssen wir uns bereits in der Gegenwart Gedanken über mögliche Ausgänge in der Zukunft machen.

Das können wir einerseits umsetzen, in dem wir uns überlegen, wie ein Projekt oder eine Situation realistischerweise im schlimmsten Fall ausgehen könnte. Auch den Verlust einer geliebten Person, der Gesundheit oder materieller Dinge kann proaktiv visualisiert werden.
Andererseits existiert auch noch eine weniger extreme Variante davon. Bei dieser Variante gehen wir für künftige Situationen grundsätzlich immer davon aus, dass sie eine gewisse Anstrengung von uns verlangen. Dabei ist es unerheblich, ob diese Situationen objektiv leicht oder hart erscheinen.

Bei beiden Varianten können wir uns dann stoisch überlegen, auf welche Aspekte wir uns in diesem Szenario vorbereiten können und welche Aspekte zur “unveränderbaren Natur” gehören.

4 Gründe für Negative Visualisierung

Nun wollen wir uns anschauen, welche Vorteile diese vorausschauende Sicht bzw. vorausschauende Planung auf Rückschläge, Verluste und Hindernisse mit sich bringt!

1. Besserer Umgang mit Hindernissen

Der wohl offensichtlichste Vorteil ist der bessere und souveränere Umgang mit Hindernissen. Wie die Kollegin in unserem Beispiel haben wir uns bereits im Voraus Gedanken über den schlimmstmöglichen Ausgang einer Situation gemacht. Das erlaubt es uns, schneller praktische Schritte zum Bewältigen des Hindernisses einzuleiten.

2. Entwicklung von stoischer Ruhe

Indem wir eine vorausschauende Planung in unser Leben integrieren und uns auf den schlimmsten Fall vorbereitet haben, steigt unser Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten. Das sorgt dafür, dass wir eine gelassenere und ruhigere Grundeinstellung besitzen.

Wenn du neben der Negativen Visualisierung noch 30 weitere Tipps kennenlernen willst, mit denen du eine stoische Ruhe ausbilden kannst, dann lies dir gerne meinen Beitrag dazu durch.

3. Weniger Abhängigkeit von materiellen Dingen

Gerade die vorausschauende Sicht in Bezug auf den Verlust von materiellen Gegenständen kann unsere Abhängigkeit von diesen deutlich reduzieren. Indem wir uns schon vorstellen, dass wir unser neuestes Handy, etc. verlieren oder es kaputt geht, senkt das unsere Abhängigkeit bereits in der Gegenwart davon deutlich.

4. Mehr Wertschätzung für das eigene Leben

“Überhaupt aber sei dessen eingedenk, daß ihr beide, du sowohl als er, in gar kurzer Zeit sterben werdet; bald nachher werden nicht einmal eure Namen mehr übrig sein.”

Mark Aurel (Selbstbetrachtungen)

Unsere Zeit auf dieser Erde ist endlich. Wenn wir uns regelmäßig durch Negative Visualisierung ins Gedächtnis rufen, dass wir einmal sterben werden, entwickeln wir eine höhere Wertschätzung für unsere Gesundheit, Beziehungen und den aktuellen Moment.

Wie kannst Du Negative Visualisierung praktisch in deinen Alltag integrieren

Die Negative Visualisierung lässt sich gut in den Alltag integrieren. Beispielsweise könntest du nächstes Mal, wenn du ein neues Handy kaufst, direkt visualisieren, wie du auf den Verlust des Handys reagieren würdest. Beim nächsten Projekt in deiner Arbeit kannst du dir direkt beim Kick-Off Termin visualisieren, welche Hindernisse aufkommen könnten und wie das “Worst-Case” Szenario aussehen könnte.

Wenn du dir dann noch die praktischen Handlungsschritte überlegst, die du einleiten könntest, kannst du langfristig die Rolle unserer stoischen “Muster”-Kollegin in unserem Beispiel vom Anfang übernehmen und ruhiger und gelassener leben.

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Quellen

DailyStoic: Premeditatio Malorum.
https://dailystoic.com/premeditatio-malorum/

Stoiker.Net
https://www.stoiker.net/blog/negative-visualisierung

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