Das Geheimnis zu gesteigerter und zuverlässigerer Erholung? Disziplin.
Von 1986 bis 2011 moderierte Oprah Winfrey die Oprah Winfrey Show. Mit über 4.561 Episoden und 47 Emmy Awards war die Show eine der bedeutendsten und am längsten ausgestrahlten TV-Talkshows aller Zeiten.
In dieser Zeit hat die „Queen of all Media“ eine Marke aufgebaut, die sich weit über die Fernsehlandschaft erstreckte. Mit mehreren philanthropischen Projekten und einem Vermögen von über 2,5 Milliarden US-Dollar stieg Oprah Winfrey zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten Fernsehpersönlichkeiten überhaupt auf.
Trotz dieser Errungenschaften und Erfolge nehmen sich Oprah und ihre ca. 400 Angestellten regelmäßig um 09:00 morgens und 16:30 am Nachmittag Zeit, um zu meditieren und ihre Energie zu erneuern. Auch Hugh Jackman, Angelina Jolie und der Investor Ray Dalio praktizieren schon seit längerer Zeit regelmäßige Meditation. Der Google CEO Sundar Pichai schwört auf die Erholungs-Methode NSDR, während Roger Federer täglich 10 Stunden schläft.
Wie kann es also sein, dass derart erfolgreiche Personen erstens ihre Regeneration in solchem Umfang priorisieren und zweitens überhaupt Zeit finden, die Methoden und Aktivitäten zu praktizieren?
Ganz einfach!
Zum einen führt regelmäßige Regeneration zu nachhaltigerem Erfolg und langfristig auch zu einem glücklicheren Leben. Oprah behauptet, sie sei ein „tausendmal besserer Mensch, wenn [sie meditiere]“.
Zum anderen haben erfolgreiche Menschen ihre Karriere einem außergewöhnlichen Maß an Selbstdisziplin zu verdanken. Warum diese Disziplin auch für eine ordnungsgemäße Regeneration notwendig ist, schauen wir uns im weiteren Verlauf an.

Was bedeutet Erholung?
Unter Erholung bzw. Regeneration versteht man die „Rückgewinnung verbrauchter Kräfte und Wiederherstellen der Leistungsfähigkeit„.1https://de.wikipedia.org/wiki/ErholungDabei können wir Erholung nach dem Sport, während der Arbeit oder bei jeder weiteren Aktivität steuern.
Praktisch anwendbare Methoden zur Erholung umfassen unter anderem Meditation, spazieren gehen, Schlaf, Yoga oder NSDR.
Schauen wir uns nun an, aus welchen Gründen wir Disziplin benötigen, um eine ordnungsgemäße Erholung zu gewährleisten:
1. Heutige Ablenkungs-Gesellschaft
Die digitalen Medien und insbesondere unser Smartphone sorgen dafür, dass bei den meisten Menschen Ruhe und Langeweile quasi aus dem Leben eliminiert wurden. Jedoch ist die konstante Nutzung unseres Smartphones einer der Gründe dafür, warum wir uns besonders mental nicht mehr wirklich erholen können.
Nach einer Studie von Kang und Kurtzberg im Jahr 2019 wurde 414 Teilnehmern eine kognitiv anspruchsvolle Aufgabe zugewiesen, die aus zwei Hälften bestand. In der Pause wurden die Teilnehmer in 4 Gruppen aufgeteilt. Drei der vier Gruppen erhielten eine Pause, bei der sie Gegenstände auf eine hypothetische Einkaufsliste setzten. Eine Gruppe löste die Pausenaufgabe an einem großen Computerbildschirm, die andere auf Papier und die dritte Gruppe auf einem Smartphone. Die vierte Gruppe erhielt gar keine Pause.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Gruppe mit der Nutzung des Smartphones schlechter in der zweiten Hälfte der anspruchsvollen Aufgabe abschnitt als die Vergleichsgruppen. Kurtzberg erklärt, dass es wichtig sei, sich über die Folgen im Klaren zu sein, die der Griff zum Smartphone in jeder freien Minute mit sich trägt. Viele gehen von Natur aus davon aus, dass es keinen Unterschied mache, wie wir die Pause verbringen. Jedoch kann das Smartphone ein zusätzliches Maß an Ablenkung mit sich bringen, was es erschwert, sich im Nachhinein auf eine Aufgabe zu fokussieren.2https://irisreading.com/your-brain-doesnt-recharge-if-you-use-your-phone-on-break/
Laut einer Studie schaut ein Viertel der Millennials (der Generation, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurde) über 100 Mal täglich auf das Smartphone. Mehr als die Hälfte schaut 50 Mal am Tag aufs Display. Dabei ist das Handy jeden Tag zwischen drei und fünf Stunden im Gebrauch.3https://mobil-krankenkasse.de/wissen-gesundheit/magazin/01-2018/smartphone-sucht.html
Diese Studien zeigen, dass Ablenkung heutzutage quasi unser Standardzustand ist. Um regelmäßig bewusste Erholungsphasen in unser Leben integrieren, ist zuallererst natürlich der Aufbau dieses Wissens nötig. Danach müssen wir dieses Wissen aber auch in die Praxis umsetzen und der Versuchung dieser Ablenkungen widerstehen. Mit dem Aufbau von Selbstdisziplin können wir unsere Impulse deutlich besser kontrollieren und unser Handeln anhand unserer langfristigen Ziele ausrichten.
2. Gruppenzwang
Gruppenzwang, auch Konformitäts- oder Gruppendruck genannt, bezeichnet die Anpassung unseres Verhaltens oder unserer Einstellung mit Personen innerhalb einer Gruppe. Besonders stark ausgeprägt ist Gruppenzwang dort, wo Konformität eine Bedingung der Zugehörigkeit ist und die Gruppe begrenzt ist, wie zum Beispiel auf der Arbeit.4https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenzwang
Viele Menschen in der Arbeitswelt sind sich der Relevanz von Pausen in der Arbeit noch nicht bewusst. Bei vielen geht es sogar so weit, dass sie die Mittagspause durcharbeiten. Nach einer Umfrage der Pronova BKK in Deutschland im Jahr 2018 nehmen nur ca. 37 % der befragten Personen an 5 von 5 Tagen eine Mittags- bzw. Erholungspause. 15 % geben sogar an, nie eine ordentliche Mittagspause zu machen.

Wie wir an diesen Daten sehen, nimmt nur ein geringer Teil der arbeitstätigen Personen eine ausreichende und ordnungsgemäße Mittagspause. Wenn wir uns hierbei vom Gruppenzwang mitreißen lassen und auch keine Pause machen, können wir für uns kurz- und langfristig keine gute Erholung sichern. Indem wir Selbstdisziplin anwenden und uns dem Gruppenzwang nicht hingeben, können wir uns rational selbst für eine Pause entscheiden.
3. Geschäftigkeit vs. Effektivität
„Es ist nicht leicht für einen Menschen, sich zum Nichtstun zu disziplinieren, aber es ist notwendig. Das Leben ist nicht nur Arbeit: Arbeiten ohne Unterbrechung macht einen Menschen verrückt. Erinnere dich daran. Und das zu wollen, ist ein schlechtes Zeichen: die Kollegen, die nicht aufhören konnten zu arbeiten, waren bei weitem nicht die Besten.“
Charles De Gaulle
Für eine beschäftigte Person scheint nichts härter zu sein, als einen Gang zurückzuschalten. Dabei sollten wir aber nicht Geschäftigkeit mit Produktivität oder Effektivität verwechseln. Früher konnten die Ergebnisse der Arbeit noch relativ genau mit der Anzahl der Stunden verknüpft werden, die für sie aufgebracht wurden. In unserer heutigen, ergebnisorientierten Gesellschaft ist dieses Produktivitätsdenken dagegen größtenteils überholt.
Die Kraft der Digitalisierung und Forschung an regenerativen Aktivitäten stellt die Bedeutung der Geschäftigkeit in den Hintergrund. Nur weil wir durchgehend arbeiten und keine Ruhepause einlegen, heißt das nicht gleich, dass unsere Ergebnisse besser sind. Und auf diese Ergebnisse kommt es letztlich an.
Wie wir zu Beginn gesehen haben, sind sich viele der effektivsten und produktivsten Menschen auf dieser Erde über die Bedeutung einer passenden Erholung bewusst. Indem wir die Disziplin aufbringen, auch während eines voll geplanten Arbeitstages eine Erholungspause einzulegen, gehen wir bewusst regelmäßig einen Schritt zurück. Jedoch gehen wir diesen Schritt zurück, um kurzfristig zwei Schritte und langfristig sogar mehr Schritte nach vorne zu gehen.
Wie ist die Einstellung der Stoiker zur Erholung?
Der Stoizismus ist eine Philosophie, die in unserer heutigen hektischen und überstimulierten Zeit so wichtig wie noch nie ist. Die Stoiker legen besonders viel Wert auf ein Leben im Einklang mit bestimmten Werten und Tugenden.
Für die Stoiker ist unter anderem die harte Arbeit eine wichtige Tugend. Marcus Aurelius sagte, dass wir uns „bei dem, was wir lieben, verausgaben sollen“. Dabei ist aber neben der harten Arbeit eine weitere wichtige Tugend der Stoiker die Mäßigung. Während das komplette Fehlen von Tugenden von den Stoikern verurteilt wird, gilt auch der Exzess an gewissen Tugenden als ein Zeichen der Schwäche und Disziplinlosigkeit.
Unsere Tugenden sollten sich laut der Stoa immer in einem Bereich zwischen Mangel und Überfluss bewegen:
Ehrgeiz: Zwischen Faulheit und Unersättlichkeit
Einfühlungsvermögen: Kalt und abhängig
Ausdauer: Zerbrechlich und erschöpft
Selbstvertrauen: Unsicher und arrogant
Anpassungsfähigkeit: Starr und sanft
Diszipliniertheit: Ungestüm und unterdrückt
Gelassenheit: Rasend und unbeweglich
Wie du siehst, hat nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Philosophie die Erholung bzw. Mäßigung eine hohe Bedeutung. Um jedoch nachhaltig Erholung und Mäßigung in unser Leben zu integrieren, benötigen wir ein hohes Maß an Disziplin.
Um diese Disziplin regelmäßig aufzubringen, ist vor allem eins wichtig: Anfangen!
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Quellen
Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Oprah_Winfrey_Show
https://meditation.de/oprah-winfrey/
https://www.hellahealth.com/blog/wellness/famous-people-meditate
https://irisreading.com/your-brain-doesnt-recharge-if-you-use-your-phone-on-break/
https://mobil-krankenkasse.de/wissen-gesundheit/magazin/01-2018/smartphone-sucht.html
https://dailystoic.com/stoic-range-virtue-defense-moderation/
https://www.flaneurlife.com/famous-thinkers-walkers/
https://firstsportz.com/tennis-why-does-roger-federer-sleep-for-12-hours-a-day/
Bilder
Quelle: Pronova BKK. (10. April, 2018). Wie oft machen Sie eine ordentliche Mittags- bzw. Erholungspause? [Graph]. In Statista. Zugriff am 25. November 2022, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/942592/umfrage/umfrage-zur-haeufigkeit-von-ordentlichen-mittagspausen-im-unternehmen/